Ob mit Pkw-Anhänger, Transporter oder Lkw – jede nicht ausreichend gesicherte Ladung ist ein Risiko für andere Verkehrsteilnehmer, das eigene Fahrzeug und die transportierte Ware. Ladungssicherung ist daher nicht nur eine gesetzliche Pflicht, sondern auch eine Frage von Sicherheit und Verantwortungsbewusstsein. Dieser Beitrag erklärt, wie Ladung fachgerecht gesichert wird, welche Kräfte wirken, welche Hilfsmittel zum Einsatz kommen und welche Fehler es zu vermeiden gilt.
Was ist Ladungssicherung?
Ladungssicherung umfasst alle Maßnahmen, mit denen Gegenstände beim Transport so auf dem Fahrzeug befestigt werden, dass sie sich bei plötzlichen Fahrmanövern nicht bewegen, kippen, rollen oder herabfallen. Dabei geht es sowohl um die physikalisch korrekte Kraftverteilung als auch um die mechanische Fixierung mithilfe von Hilfsmitteln wie Spanngurten, Antirutschmatten oder Zurrnetzen.
Ladungssicherung gliedert sich in zwei Grundformen:
- Formschlüssige Sicherung: Die Ladung wird lückenlos und fest in der Ladefläche verkeilt oder durch Bordwände begrenzt
- Kraftschlüssige Sicherung: Die Ladung wird durch Vorspannung (z. B. mit Spanngurten) auf der Ladefläche gehalten
Im Idealfall kombiniert man beide Methoden – insbesondere bei schweren oder rutschgefährdeten Gütern.
Warum ist Ladungssicherung wichtig?
Schon bei einem Bremsvorgang mit 50 km/h wirken mehrere hundert Kilogramm Kraft auf die Ladung. Ohne geeignete Sicherung wird diese zur tödlichen Gefahr – für Fahrer, Insassen und andere Verkehrsteilnehmer.
Laut Statistik ist unzureichend gesicherte Ladung eine der häufigsten Ursachen für Unfälle mit Transportern, Anhängern und Lkw. Neben Menschenleben stehen auch Bußgelder, Strafanzeigen und Versicherungsprobleme auf dem Spiel.
Rechtliche Grundlagen
Die Pflicht zur Ladungssicherung ist in Deutschland gesetzlich geregelt:
- § 22 StVO: Ladung muss so gesichert sein, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen oder herabfallen kann
- § 23 StVO: Der Fahrzeugführer trägt die Verantwortung für die Betriebssicherheit – einschließlich der Ladung
- § 31 StVZO: Halterpflicht zur Sicherstellung verkehrssicherer Beladung
Zudem greifen in der Praxis auch Normen und Richtlinien:
- DIN EN 12195-1: Berechnungsgrundlagen für Zurrkräfte
- VDI 2700 ff.: Technische Regeln für die Ladungssicherung
Bei Verstößen drohen Bußgelder, Punkte in Flensburg und Haftungsrisiken im Schadenfall.
Welche Kräfte wirken beim Transport?
Physikalisch betrachtet wirken auf die Ladung beim Fahren folgende Kräfte:
Fahrsituation | Wirkende Kraft (% vom Gewicht) |
---|---|
Bremsen | 80–100 % nach vorne |
Beschleunigen | ca. 50 % nach hinten |
Kurvenfahrt rechts | ca. 50 % nach links |
Kurvenfahrt links | ca. 50 % nach rechts |
Bodenunebenheiten | ca. 20 % nach oben |
Ein 300 kg schwerer Schrank wirkt bei einer Vollbremsung mit über 2.400 Newton (≈ 240 kg) auf die Frontwand – nur korrekte Zurrung kann das verhindern.
Mittel zur Ladungssicherung
Die wichtigsten Hilfsmittel zur Ladungssicherung sind:
Hilfsmittel | Funktion |
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Spanngurte (Zurrgurte) | Nieder- oder Direktzurrung, hohe Zugkraft |
Antirutschmatten | Reibwert erhöhen, Bewegung der Ladung minimieren |
Zurrnetze | Flächige Sicherung leichter Gegenstände |
Ladesicherungsstangen | Formschlüssiger Halt bei Kleinladungsträgern |
Klemmbalken & Sperrbalken | Trennung von Ladezonen, Verhinderung von Rutschen |
Kantenschoner | Gurt und Ladung vor Beschädigung schützen |
Zurrösen & Ankerschienen | Feste Verankerungspunkte für Gurte |
Zubehör zur Ladungssicherung
Zurrtechniken im Überblick
- Niederzurren
- Gurt wird über die Ladung geführt und presst diese auf die Ladefläche
- Effektiv nur bei ausreichender Reibung (Antirutschmatten empfohlen)
- Einfach umzusetzen, erfordert hohe Vorspannung
- Direktzurren
- Gurt wird diagonal an der Ladung befestigt (z. B. Motorrad auf Anhänger)
- Erzeugt formschlüssigen Halt in alle Richtungen
- Sehr sicher, benötigt aber stabile Zurrpunkte
- Kopflaschsicherung
- Kombination aus form- und kraftschlüssiger Sicherung
- Ideal bei hoher Last nach vorne (z. B. bei Bremsmanövern)
- Diagonalzurrung
- Vier Gurte werden kreuzförmig zu Boden oder Wänden gespannt
- Besonders bei schweren Einzelteilen wie Maschinen üblich
Ladungssicherung im Pkw-Anhänger
Privat genutzte Anhänger sind besonders oft mangelhaft gesichert. Dabei gelten auch hier dieselben Grundsätze:
- Ladung mit mindestens zwei Gurten verzurren
- Antirutschmatten unterlegen (Holzboden ist rutschig!)
- Gurtführung symmetrisch – keine einseitige Fixierung
- Keine losen Gegenstände (z. B. Werkzeug, Eimer) ungesichert lassen
Tipp: Ladung möglichst vor oder über der Achse platzieren – zu viel Stützlast vorne oder hinten führt zu gefährlichem Schlingern.
Häufige Fehler bei der Ladungssicherung
Fehler | Folge |
---|---|
Nur ein Gurt statt zwei verwendet | Kippschutz nicht gewährleistet |
Spanngurt über scharfe Kante gelegt | Gurt reißt bei Erschütterung |
Reibungseffekt überschätzt | Ladung rutscht trotz Gurt |
Falsche Zurrpunkte genutzt | Gurt zieht Ladung schräg oder ins Leere |
Zurrmittel mit beschädigtem Etikett | Gilt als nicht mehr verwendbar |
Checkliste: So sichern Sie Ladung korrekt
- ✅ Gurtanzahl berechnet?
- ✅ Passende Technik (Nieder-/Direktzurren) gewählt?
- ✅ Reibwert berücksichtigt (Antirutschmatte)?
- ✅ Zurrmittel geprüft (keine Beschädigung)?
- ✅ Gurtwinkel unter 60° eingehalten?
- ✅ Gurtspannung nach Fahrtbeginn kontrolliert?
Wer ist verantwortlich?
- Fahrer: Muss sich vergewissern, dass Ladung sicher ist
- Verlader: Ist verantwortlich für die sachgemäße Verstauung
- Halter: Trägt Mitverantwortung für Ausrüstung und Zustand des Fahrzeugs
Im Zweifel haftet jede Person im Transportsystem, die von einer mangelhaften Sicherung wusste oder sie hätte erkennen müssen.
Fazit
Ladungssicherung ist mehr als das Festzurren von Gegenständen – sie ist ein essenzieller Bestandteil sicherer Mobilität. Wer versteht, welche Kräfte wirken, welche Hilfsmittel notwendig sind und wie diese korrekt eingesetzt werden, schützt nicht nur seine Fracht, sondern auch Leben. Ob gewerblich oder privat: Nur wer Ladungssicherung ernst nimmt, fährt wirklich sicher.