Ob auf der Autobahn, beim Umzug oder im Baustellenfahrzeug – Spanngurte gehören zur Grundausstattung, wenn es um Transportsicherheit geht. Doch viele Anwender unterschätzen die technischen Anforderungen und Risiken: Ungeeignete oder falsch verwendete Spanngurte sind eine der häufigsten Ursachen für verloren gegangene Ladung. Dieser Ratgeber zeigt, wie Spanngurte funktionieren, worauf es bei Auswahl und Anwendung ankommt – und wie Sie Fehler beim Verzurren vermeiden.
Was ist ein Spanngurt?
Ein Spanngurt ist ein flexibles Zurrmittel aus hochfestem Polyestergewebe, das in Kombination mit Ratsche, Haken oder Klemmschloss zur Ladungssicherung verwendet wird. Ziel ist es, bewegliche Gegenstände auf Fahrzeugen oder Anhängern gegen Verrutschen, Umkippen oder Herausfallen abzusichern.
Spanngurte bestehen in der Regel aus folgenden Komponenten:
- Zurrband: Gewebe aus Polyester (PES), abrieb- und witterungsbeständig
- Ratsche oder Klemmschloss: Zur manuellen Spannung
- Endbeschläge: z. B. Spitzhaken, Karabiner, Flachhaken oder keine
- Etikett: Enthält rechtlich vorgeschriebene Angaben (z. B. Zugkraft)
Spanngurte unterliegen der Norm DIN EN 12195-2 und müssen mit einem blauen Etikett versehen sein, das wichtige technische Daten wie die zulässige Vorspannkraft (STF) und die zulässige Zugkraft (LC) enthält.
Wofür werden Spanngurte verwendet?
Spanngurte sichern:
- Möbel und Kartons beim Umzug
- Motorräder auf Anhängern
- Baumaterial auf Pritschen
- Kanus oder Fahrräder auf Dachträgern
- Maschinen und Geräte auf Ladeflächen
- Paletten im Lieferverkehr
Je nach Anwendung variiert der Gurttyp: Während bei empfindlicher Ware weiche Kantenschoner sinnvoll sind, benötigt schwere Ladung spezielle Zurrsysteme mit hohen Vorspannwerten.
Technische Begriffe einfach erklärt
Begriff | Bedeutung |
---|---|
LC (Lashing Capacity) | Maximale Zugkraft in gerader Zugrichtung |
STF (Standard Tension Force) | Vorspannkraft, die durch Ratsche erzeugt wird |
SHF (Standard Hand Force) | Handkraft, mit der die Ratsche bedient wird |
Zurrkraft | Kraft, mit der das Band auf die Ladung wirkt |
Direktzurren | Gurt verläuft diagonal zur Ladung, fixiert ohne Umleitung |
Niederzurren | Gurt wird über die Ladung geführt, presst diese auf die Fläche |
Beispiel: Ein Spanngurt mit LC 2.500 daN kann eine Last von 2.500 kg im geraden Zug sichern. Beim Niederzurren muss man mit Reibwerten und doppelter Anzahl rechnen.
Arten von Spanngurten
Gurt-Typ | Anwendung |
---|---|
1-teilig (mit Haken oder offenem Ende) | Für einfaches Niederzurren auf Ladeflächen |
2-teilig (mit Ratsche & Haken beidseitig) | Für Direktzurren oder komplexe Sicherungen |
Klemmschloss-Gurte | Für leichte Lasten wie Gepäckträger, Innenraum |
Zurrgurte mit Langhebelratsche | Für hohe Spannkräfte, z. B. Transportgewerbe |
Zurrsysteme mit Kantenschutz | Für empfindliche oder kantige Güter |
Welche Spanngurtlänge ist sinnvoll?
Die Länge hängt von Fahrzeug, Ladefläche und Ladungsart ab. Typische Längen im Überblick:
- 2–3 m: für Innenraumsicherung, kleinere Pakete
- 4–6 m: für Dachträger, Anhänger
- 8–10 m: für Transporter, offene Ladeflächen
- 12 m und mehr: für Lkw oder großformatige Güter
Spanngurte dürfen nicht zu lang sein, da lose Enden gefährlich flattern oder in Räder geraten können. Überstehende Gurtenden sollten immer gesichert werden.
Spanngurte richtig verwenden – Schritt für Schritt
- Gurtart und Länge passend zur Ladung auswählen
- Gurt auf sichtbare Schäden prüfen (Risse, Ausfransungen, beschädigte Ratsche)
- Ratsche öffnen und Band einführen
- Band über oder um die Ladung führen
- Ratsche schließen und durch mehrmaliges Pumpen vorspannen
- Überschüssiges Band sichern (z. B. mit Klett oder Knoten)
- Nach einigen Kilometern Fahrt Spannkraft prüfen und ggf. nachziehen
Tipp: Bei Regen oder Kälte kann sich die Spannung lösen. Regelmäßiges Kontrollieren ist Pflicht.
Spanngurte in verschiedenen Längen und Ausführungen
Häufige Fehler bei der Anwendung
Fehler | Folge |
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Gurt zu lose gespannt | Ladung verrutscht, Unfallgefahr |
Gurt auf scharfe Kante gelegt | Band reißt während der Fahrt |
Keine Kantenschoner verwendet | Beschädigung der Ware oder der Gurte |
Band verdreht oder verknotet | Spannkraft wird reduziert, kein gleichmäßiger Halt |
Ratsche überdreht | Ratschenmechanismus kann blockieren |
Wie lange halten Spanngurte?
- Spanngurte unterliegen keiner pauschalen Verfallsfrist, müssen aber regelmäßig kontrolliert werden
- Spätestens bei sichtbarem Verschleiß, fehlendem Etikett oder blockierender Ratsche ist ein Austausch erforderlich
- Gewerbliche Nutzer sollten mindestens jährlich eine Sichtprüfung durchführen
Spanngurte lagern und pflegen
- Nach Gebrauch reinigen (Schmutz verringert die Gleitfähigkeit)
- Trocken, UV-geschützt und frostfrei lagern
- Nicht über scharfe Kanten schleifen oder mit Ölen benetzen
- Gurtbänder nie knicken, verdrehen oder auf heiße Flächen legen
Werden Spanngurte richtig gepflegt, halten sie viele Jahre – bei intensiver Nutzung ist ein früher Austausch jedoch sinnvoll.
Checkliste: Spanngurt-Anwendung
- ✅ Etikett vorhanden und lesbar?
- ✅ Ratsche funktionstüchtig?
- ✅ Gurtband ohne Beschädigungen?
- ✅ Richtige Zurrtechnik angewendet?
- ✅ Band ordentlich gesichert?
- ✅ Nach der ersten Fahrt kontrolliert?
Rechtliches zur Ladungssicherung
In Deutschland schreibt § 22 der Straßenverkehrsordnung (StVO) eine ordnungsgemäße Ladungssicherung vor. Verstöße gelten als Ordnungswidrigkeit und können mit:
- Bußgeldern bis 75 €
- Punkten in Flensburg
- Mithaftung bei Unfällen
geahndet werden. Auch die Polizei kontrolliert regelmäßig Spanngurt-Einsatz und Zustand.
Fazit
Spanngurte sind ein unverzichtbares Werkzeug für jeden, der Ladung sicher transportieren möchte. Ob beim Umzug, auf dem Anhänger oder bei gewerblichem Gütertransport – die richtige Auswahl, Anwendung und Pflege von Spanngurten entscheidet über Sicherheit, Fahrverhalten und die Unversehrtheit der transportierten Gegenstände. Wer auf Etikett, Vorspannung und Zurrtechnik achtet, fährt entspannter – und vor allem: sicherer.